top of page
  • AutorenbildSanni & Gerri@

Baños Teil 1: Mit Käseeis gegen das Kartell

Aktualisiert: 21. Nov. 2021

14. - 17. October 2021

Dieser Blog braucht schon fast eine eigene Homepage. Die Lesezeit wird also etwas länger als sonst.

Baños de Agua Santa kurz Baños genannt bedeutet auf deutsch: „Bäder des heiligen Wassers“. Die Stadt mit gerade mal 18.000 Einwohnern verspricht eben durch dieses Wasser Adrenalin pur. Hier schlägt das Abenteuer Herz beim Rafting, Canyoning und Ziplining höher. Bekannt ist der Ort besonders für seinen tosenden Wasserfall den „Pailon dem Diabolo“. Die Schlucht des Teufels“, in dessen Mitte, wie man sagt, sich ein Stein in der Form eines Teufelskopfes befindet. Und nach einem actionreichen Tag geht’s dann zum Thermalbad, das aus den zahlreichen schwefelhaltigen heiße Quellen gespeist wird.


Wir nehmen uns aber gar nicht so viel Action vor, sondern wollen es eher ruhig angehen lassen. Geplant ist eine Mountainbike Tour zum

Wasserfall, Ziplining, ein wenig in den heißen Quellen chillen, leckeres Streetfood im Mercado genießen und vor allem das berühmte Eis mit Käse zu essen!

Wir hätten nicht gedacht, das ausgerechnet dieser Wunsch unseren heftigsten Adrenalinschub überhaupt auslöst.

 


Nach einem schönen Frühstück auf dem

spektakulären Balkon unseres Hostels geht es erstmal zum Höhentraining für Sanni, auf der Hängebrücke direkt vor der Tür!


Danach machen wir uns wieder mal auf den Weg einen guten Kaffee zu finden. Nachdem wir diesen im Café gegenüber des Stadtparks finden, schlendern wir gemütlich Richtung Eisdiele, die gleich ein paar Meter weiter war. Da sprechen wir noch davon, wie schön und beschaulich es doch ist - und so sicher fühlt man sich hier. Toll.

Als einzige Gäste bestellen wir uns unser Helado con Queso und platzieren uns auf den zwei Plastikstühlen draußen vor der Eisdiele, mit schönem Ausblick auf den Park. Unser Rucksack landet dabei zwischen Gerriets Füßen, unter seinem Stuhl auf dem Boden.

Macht man ja automatisch so… aber doch nicht in Ecuador.

Und natürlich zücken wir das IPhone um ein paar schönes Selfies von uns und dem Käseexperiment zu schiessen.

Und wie wir zwei einzelnen Gestalten dann unser Eis essen, platscht plötzlich etwas eklig grünes, nicht gut riechendes auf unsere Köpfe, Gesichter und Schultern. Oh, das gibt es doch nicht… diese Drecks-Vögel… Wir beide stehen reflexartig auf und schauen uns verwirrt nach der Quelle des Übels um. Das Käseeis noch tapfer in der Hand. Wie praktisch, dass zufällig jetzt ein netter, älterer Herr vorbei kommt und uns spontan eine Serviette anbietet. Nett hier diese Menschen und so aufmerksam. Als wir uns wieder zurück zu unseren Stühlen drehen fällt uns zum Glück sofort auf, dass etwas nicht stimmt. Unser Rucksack ist weg und wird in dem Moment als wir zu dem Servietten-Lockvogel gehen, gegen einen Dummie ausgetauscht.

Na toll, da fallen wir doch wirklich vor der Käse-Eisdiele auf eine Bande Trickdiebe herein.

Sanni: Panik! Gerriet: Rennt sofort los. Er sieht, wie auch immer, in dieser kurzen Sekunde ein Auto mit laufendem Motor an der Ecke und sprintet direkt hin. Das Käseeis noch immer in der Hand, sieht er, wie sich die hintere Tür schließt und das Auto losfährt. Erst langsam, dann drücken sie das Gaspedal durch. Keine Chance, die sind zu schnell. Voller Wut und Verzweiflung schleudert er sein Eis auf die Heckscheibe des Wagens. Eine gute Entscheidung wie sich später noch rausstellen wird.

Da stehen sie nun die beiden „dusseligen Touristen“. Glücklicherweise sieht ein, „diesmal wirklich“ netter Mensch, wie Gerriet los rennt und sein Eis auf ein rasendes Auto wirft. Er merkt sofort, dass etwas nicht stimmt und kommt zu uns. Seine wild spanisch plappernde Oma im Schlepptau. Wir erklären auf „Spanglisch“ mit Händen und Füßen was passiert ist. Unser Helfer ruft sofort die Polizei, erklärt was Sache ist und wo genau wir sind. Das hätten wir alleine gar nicht so schnell geschafft ohne spanisch zu sprechen. Englisch ist hier eher die Ausnahme. Sogar bei Behörden wie der Polizei


Geistesgegenwärtig registriert er außerdem sofort, dass es vor der Eisdiele eine Videoüberwachung gibt und erhält tatsächlich in Windeseile das Video der Kamera auf sein Handy. Und so kann man nun wunderbar beobachten, wie Sanni und Gerriet dank eines echten Anfängerfehlers Opfer eines Trickdiebstahls werden. Live und in Farbe.


Die Polizei ist schnell bei uns. Wir tippen es dauert ca. 3 Minuten. Ohne große Erklärungen kann der Polizist auf dem Video genau sehen was passiert ist. Und so geht es nach kurzer Erklärung für uns und unseren Helfer Christian rein ins Polizeiauto und los. Die Oma durfte nicht mit!


Gerriet kann zum Glück das Fluchtauto genau beschreiben, in welche Richtung es gefahren ist und dass wir einen GPS Tracker im Rucksack haben. Dieser sendet sein Signal allerdings nur über Apple-Geräte in seiner Nähe und war im ersten Moment noch keine Hilfe, da hier natürlich nicht so viele Menschen ein IPhone besitzen.

Wilde Funksprüche werden ausgetauscht, während wir durch die Straßen eilen. Für uns ist längst klar: den Rucksack, inklusive unserer beiden Kameras, Kreditkarten und Klamotten, sehen wir nie wieder. Christian hingegen beruhigt uns in bestem „Spanglish“ immer wieder und sagt, das noch nichts verloren ist.

Und dann das Unglaubliche!

Am Ende der Hauptausfahrtsstrasse ist bereits eine Straßensperre eingerichtet und als wir ankommen, hat die Polizei tatsächlich den grauen Ford Explorer aus dem Verkehr gezogen. Eindeutig erkennbar an Gerriet‘s „Käse-Eis-Markierung“ auf der Heckscheibe. Zwei Diebe (obwohl in diesem Moment noch das Unschuldsgebot gilt) wurden bereits aus dem Auto gezerrt und standen diskutierend am Straßenrand. Es ist ein riesen Tumult aus Polizisten, Autos und Motorräder mit Blaulicht und Schaulustigen.

Und mitten drin: Die Krügers!


Jetzt erkennt das IPhone wieder das Signal des GPS Trackers. Das heißt, der Rucksack muss ganz in der Nähe sein. Gerriet geht mit seinem nun wild piependem GPS Signal zum Wagen. Sanni steht einfach nur fix und fertig am Gehwegund und es kaum fassen. In dem Moment als die Hintertür aufgeht und Gerriet den Rucksack identifiziert, klicken auch schon die Handschellen - begleitet von ein paar Seitenhieben. Der Rucksack ist tatsächlich noch ungeöffnet im Wagen. Das wiederum ist wohl der lang überlegten Anschaffung des PackSafe Rucksacks zu verdanken. Er ist mit speziell verschließbaren Reisverschlüssen ausgestattet und dank eines eingearbeiteten Stahlnetzes nicht einfach so zu zerschneiden. Ach ja, und man kann ihn auch anketten!


Für uns geht’s dann direkt in dem dem Fluchtauto zur Polizeiwache. Wie skurril ist das denn bitte?! Dort kommen kurze Zeit später, in Handschellen und mit Mitleid erhaschender Miene, auch die beiden Verhafteten an. Man möchte sie nicht ansehen. Die ganze Situation ist sehr unheimlich. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei, handelt es sich um eine organisierte Bande aus Quito. Die beiden beteiligten Komplizen sprechen dafür. Im Auto werden weitere Handys, eine Uhr, eine Kamera sowie vier Geräte zum lesen/kopieren von Kreditkarten gefunden.

Das Wichtigste jedoch, nach dem intensiven Check des Rucksacks steht fest:

Alles noch da!


Jetzt kann man meinen, Ende gut alles gut. Ist aber noch (lange) nicht zu Ende, diese verrückte Story.


Es ist wirklich unfassbares Glück, dass der Rucksack inklusive komplettem Inhalt, nennen

wir es mal „sichergestellt„ werden kann. Davon, dass wir unsere Sachen wieder bekommen ist nämlich noch keine Rede.

144 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page