11. bis 18. Dezember
Schon bei unserem ersten kurzen Stop-Over hatten wir direkt ein gutes Gefühl in Cartagena und so freuen wir uns, dass wir nun noch mal ganze 7 Tage Zeit haben, um die Stadt zu erkunden. Dann heisst es Abschied nehmen von Kolumbien denn wir segeln Richtung Panama.
Eine Unterkunft mit viel Verkehr
Da im ursprünglichen Plan, vor der Strandurlaub-Odyssee, die Ankunft erst für den 13 Januar geplant ist und unser gebuchtes Hotel leider früher kein Zimmer frei hat, brauchen wir für zwei Nächte noch eine Unterkunft zur Überbrückung. Diese ist erstaunlich schnell gefunden. Dass Hotel Magdalena ist in der selben Straße, nur etwas weiter hinten, kann mit Top Bewertungen und einem spitzen Preis überzeugen. Auf dem Weg durchs angesagte Viertel Getzemani und kurz vorm Ziel merkt Gerriet an, dass hier an den Ecken ja doch einige Damen des ältesten Gewebes der Welt zu finden sind. Sanni ist überrascht und hat sich in Anbetracht der sehr knappen und engen Outfits gar nicht gewundert. Bisher haben wir schon häufiger Kolumbianerinnen in viel zu engen und nach unseren Maßstäben nicht unbedingt stilvoller Bekleidung gesehen. Sie glaubt, dass nicht. Der Check in im Magdalena Hostel ist super freundlich und fix. Persönlich werden wir zum Zimmer geleitet. Vor den anderen Zimmern, etwas weiter hinten, stehen zwei Damen in einer Art Uniform mit Namensschildern, die sehr freundlich grüßen. Die gehören hier wohl zum Empfangskomitee. Und daneben steht ein Mann in so einen OP-mäßigem Anzug gekleidet. Ausgestattet mit Handschuhen, Kopfhaube und einem Sprühgerät. Die nehmen das hier aber genau mir der Hygiene. Das riecht man auch, richtig aseptisch hier. Aber besser als wenns müffelt. Unser Zimmer ist dann auch wirklich picobello sauber und richtig schön. Wir machen uns kurz frisch und starten dann direkt los, um unsere Umgebung zu erkunden. Beim Verlassen des Zimmers kommen direkt wieder die freundlichen Damen auf uns zu und wirken so, als ob sie uns den Weg weisen wollen. Das ist ja jetzt nicht so schwer den Ausgang zu finden aber gut, Dankeschön. Draußen angekommen beim genaueren betrachten des Eingangsbereichs fällt uns dann ein Schild auf. Hotel und Hourly Suites. Wie praktisch, wenn man z.B. nur kurz ein Zimmer braucht, weil man z.B. auf seinen Flug wartet. Nein. Natürlich ist es das was man denkt. Ein Stundenhotel.
Wir wohnen mitten im Puff!
Im Laufe des Tages erklärt sich uns dann auch das zusätzliche Personal. Die „schirmen“ nämlich die hintere Reihe der Zimmer ab, die stundenweise zur Verfügung stehen und wo dann auch reger „Verkehr“ herrscht. Ja, das ist wörtlich zu nehmen und kann weder übersehen noch überhört werden. Außer von Gerriet. Den amüsiert das richtig und er findet dies ist alles Teil des Reise-Abenteuers. Sanni hingegen bekennt sich als wahre Spießerin und möchte das Etablissement nach einer Nacht wieder verlassen. Aus Gründen der Vertraulichkeit und zum Schutz Minderjähiger verzichten wir auf Fotos an dieser Stelle. Zum Glück ist unser Hotel dann am nächsten Tag eher verfügbar und wir ziehen um. Dort ist alles tutti und nun können wir endlich Cartagena erkunden.
Das Centro Historico
Wenn wir hier von Cartagena sprechen meinen wir im Wesentlichen die Altstadt das Centro Historico und das älteste Stadtviertel Getsemani. Die gesamte Stadt umfasst natürlich noch viel mehr. So z.B. das neue Zentrum mit seinen modernen Wolkenkratzern, welches wie aber nur aus der Ferne bestaunt haben. Die Altstadt ist komplett von einer 13 Kilometer langen Stadtmauer, die Las Murallas umgeben, die im 16. Jahrhundert zum Schutz vor dem berühmten Piraten Sir Francis Drake gebaut wurde. Ihr Bau hat allerdings 200 Jahre gedauert. Die Stadtmauer kann kostenlos bestiegen werden und wir kommen im laufe der Woche regelmäßig her. Von hier können wir die Stadt von oben bewundern und genießen regelmäßig die wunderschönen Sonnenuntergänge mit einem tollen Blick auf den Kontrast zwischen der Altstadt und den Wolkenkratzern an der Küste. Uns fällt hier auf, wie schön es ist eine Art Routine zu haben.
Die Altstadt Cartagenas zählt inzwischen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wie wir finden zurecht. Das historische Zentrum besticht mit unzähligen wunderschönen, kleinen Gassen aus Kopfsteinpflaster. Die Häuser sind liebevoll und originalgetreu restauriert . Überall ranken bunte Blumen an den Fassaden entlang. Hier gibt es koloniale Herrenhäuser, Paläste und imposante Kirchen. Es wimmelt von Touristen und Obstverkäuferinnen in bunten Roben. Natürlich nehmen wir für ein paar mehr Hintergrund-informationen zur Kultur und teilweise düsteren Sklaven- und Kolonialvergangenheit auch wieder brav an der üblichen Free-Walking-Tour teil. Aber im wesentlichen lautet unser Hauptmotto in Cartagena „Einfach schlendern“. Wir essen an kleinen Straßenständen köstlich fettige Arepas mit Käse, schlemmen regelmäßig Eis, probieren das erste mal gesalzene Mango und trinken die leckerste Mandarinenlimonade der Welt.
Getsemani, der neue Place to be
Neben der Altstadt verbringen wir unsere Zeit hauptsächlich im Viertel Getsemani, in dem auch unser Hotel liegt. Hier im ältesten, auch als Handwerker-Viertel, bekannten Teil der Stadt, sind die alten Häuser noch etwas weniger restauriert, und es findet noch mehr ursprüngliches und einheimisches Leben auf den Straßen statt. Nachts ist der Plaza de la Santísma Trinidad ein beliebter Treffpunkt für Touristen und Locals. Musik hallt durch die Straßen und an jeder Ecke gibt es günstiges und leckeres Essen. Streetart macht auch hier die Straßen bunter. Mit mittlerweile geschultem Auge erkennen wir den Stil einiger Künstler, dessen Werke wir auch schon in Bogotá und Medellin gesehen haben. Mehr und mehr Unterkünfte, Cafes und Bars drängen sich in dem coolen Viertel. Die dadurch zunehmende Vertreibung der lokalen Bevölkerung ist leider ein Problem in dem aufstrebenden Viertel und wird ebenfalls an den bunten Hauswänden thematisiert. Hier machen wir das gleiche wie in der Altstadt: Herum schlendern, uns einfach treiben lassen und natürlich ein typisches Getsemani Foto in einer der zahlreichen Sonnenschirm-Gassen schiessen.
Die Super Festung und ein grandioser Weitblick
Als weiteren kulturellen Abstecher besuchen wir noch das Castillo San Felipe. Es wurde kurz nach der Gründung der Stadt gebaut und sollte die neue Kolonialhafenstadt, in der viel Gold und silber gelagert wurde vor Angriffen durch Piraten und Freibeuter schützen. Im Herzen der Festung liegt ein Netzwerk aus Tunneln. Diese bildeten sie ein unterirdisches Labyrinth, in dem sich eventuelle Eindringlinge schon bald verirren würden. Aufgrund der langen Tunnel aus Stein wurde es früher durch den Hall auch als Kommunikationsmittel genutzt. So schützte die Festung die Stadt jahrhundertelang vor Angriffen über Wasser und über Land. Wir erkunden dieses imposante Bauwerk auf eigene Faust. Bei den hohen Temperaturen am Mittag ist unsere Kletterpartie nach oben ziemlich anspruchsvoll. Sie lohnt sich aber denn der Ausblick auf Cartagena ist super.
Ein Foto vor der riesigen Flagge Kolumbiens darf natürlich nicht fehlen.
Wir lieben Alltag
Wir stellen fest, dass unsere Zeit in Cartagena viel mehr einer Art Urlaub vom Reisen gleicht als unser Strandurlaub vor ein paar Tagen. Nicht nur wegen der etwas missglückten Umsetzung. Hier leben wir einfach einen gewissen Alltag, haben keine Erwartungen und besuchen die Orte, die wir mögen mehrfach. Das lässt ein schönes Gefühl von Vertrautheit aufkommen, welches sich bei den kürzeren Reiseetappen, egal wie schön diese sind, nicht einstellt. Es ist Advents- und Vorweihnachtszeit. Auch wenn Hostels und Einkaufszentren in einem eigenwilligen bunt-schrillen Stil geschmückt sind, kam bei uns bisher noch keine Weihnachtsstimmung auf. Nun ja, daran ändert sich auch nichts obwohl die Altstadt von Cartagena vor Weihnachtsdekoration fast erstickt. Aber immerhin erinnert es uns daran, dass bald Weihnachten ist. Und wir wissen jetzt, dass der Nikolaus in Kolumbien Afro-Amerikaner ist, kurze Hosen trägt und seine Geschenke in from von Annanas, Melonen und Bananen auf einem Fahrrad verteilt.
Wir genießen unsere Zeit hier sehr. Gerriet treibt schon seit einer Zeit der Wunsch um, zum Frisör zu gehen. Noch sowas ganz alltägliches. Nach kurzer Recherche entscheidet er sich für einen Salon und hat Glück dort direkt einen Termin zu bekommen. Und das Ergebnis kann sich doch wirklich sehen lassen, oder?