Nach einem erneuten Stop Over auf Santa Cruz bringt uns die erste Fähre am morgen nach Isla Isabela. Obwohl die Insel mit einer Größe von 4.588 km² und einer Länge von 120 Kilometern die weitaus größte der Galapagosinseln ist und damit mehr als die Hälfte der Landfläche des gesamten Archipels einnimmt, ist sie gleichzeitig die beschaulichste. Ein Kilometer langer weißer Sandstrand, einige wenige sandige Straßen rund um den zentralen Park und ein kleiner Mercado in der Stadtmitte von Puerto Vilamil. Das ist alles.
Auf Isabela finden wir ebenfalls wieder eine Vielzahl an Tieren. Neben unseren Lieblingen, den Seelöwen, können wir hier besonders viele und beeindruckend große Exemplare der Meeres Igaunas beobachten. Sie kreuzen unsere Wege am Strand und bei unseren Wanderungen.
Wie haben 6 Tage Zeit dieses verschlafene und entspannte Inselparadies zu erkunden. Unser Hostel liegt versteckt mitten im Ort neben einer kleinen Farm wo wir morgens vom Grunzen des Minischweins geweckt werden. Der obligatorische Hahn fehlt natürlich auch nicht. Wir verpflegen uns diesmal selber, was zum einen das Budget schont und uns zum anderen auch besonders gut gefällt, da wir bisher in unseren Unterkünften noch keine rechte Gelegenheit zum Kochen hatten. Da wir hier an der Quelle sind gibt es natürlich Fisch und Seefood. Sanni scheint es auf jeden Fall geschmeckt zu haben…
Mauer der Tränen
Morgens entscheiden wir spontan eine Tour mit dem Mountainbike zur Mauer der Tränen zu unternehmen. Fahrräder können auf Isabela an jeder Ecke geliehen werden und die angegeben Strecke von ca. 15 Kilometern trauen auch wir nicht Fahrradfahrer uns zu. Die zwei Fakten „Fahren im Sand“ und die unfassbare Kraft der Sonne haben uns dann aber doch ganz schön ins schwitzen gebracht. Der Weg ist wunderschön, führt uns zu traumhaften kleinen Buchten und abzweigenden separaten Wanderwegen. Wir treffen auf freilebende Reisenschildkröten und stattliche Iguana Exemplare. Am Ziel angekommen erklimmen wir den Mirador Cerro Orchilla. Von hier aus hat man einem tollen Rundumblick.
Die "Mauer der Tränen", auf Spanisch "El Muro de las Lágrimas" ist ein Zeugnis der grausamen Vergangenheit der Insel. Sie steht nahe einer ehemaligen Strafkolonie, die von 1944 bis 1959 auf Isabela betrieben wurde. Der Leiter des Gefängnisses zwang die Insassen dazu, eine riesige Mauer zu bauen, die die Gefängnisanlage umgeben sollte. Einen praktischen Nutzen hatte die Mauer nicht. Es ging vielmehr darum, die Gefangenen zu beschäftigen, zu bestrafen; sie leiden zu lassen. Sie mussten die schweren und oft scharfkantigen Lavasteine erst von einem entfernten Krater herbeischaffen und sie dann zu einer Mauer aufstapeln, ohne Mörtel und ohne technische Hilfsmittel. Dabei kam es vor, dass Steine abrutschten und Teile der Mauer zusammenfielen. 1959 kam es zu einem Aufstand und einer Massenflucht der Gefangenen. Noch im gleichen Jahr wurden das Gefängnis geschlossen und der Nationalpark Galápagos gegründet.
Der heute noch erhaltene Teil der Mauer ist ca. 100 Meter lang, 3 Meter breit und bis zu 6 Meter hoch. Der Name steht für die Qualen und Opfer der Menschen, die diese Mauer bauen mussten, was tausende von Gefangenen das Leben kostete. Einheimische sagen, dass man, wenn man an der Mauer genau lauscht, die Geister der längst gestorbenen Gefangenen schreien hören kann.
Auf dem Rückweg machen wir an so mancher Bucht halt, um den Ausblick zu genießen und stossen dabei auf einen Lavatunnel. Ein schöner und zugleich schauriger Ort. Sanni bietet Gerriet 10 EUR an, wenn er ihn bis zum Meer durchschwimmt. Zum Glück ist im ersten Monat das Reisebudget von Gerriet noch nicht aufgebraucht, sodass er dankend ablehnt.
Los Tuneles
Heute machen wir uns zu einem der Highlights von Isabela auf – die Lavatunnel Los Tuneles. Mit dem Speedboot und ordentlich Wellengang geht es ca. 30 Minuten zu unserem Schnorchelspot. Im Wasser schwimmen wir durch ein Labyrinth aus erstarrten Lavasteinen und Korallen. Anfangs sind wir etwas genervt da unsere 8 Mitschnorchler hektisch paddelnd den Highlights hinterher eilend. Wir ignorieren die aufgeregten Rufe der Guides und lassen uns einfach ein wenig zurück fallen. So genießen wir die Unterwasserwelt dann doch noch Flossenfrei. Wir sehen Riffhaie, Schildkröten, Adlerrochen und sogar ein einsames Seepferdchen.
Nach dem Schnorcheln gleiten wir mit dem Boot langsam durch die außergewöhnlichen Krater-Kanäle die durch in sich zusammengefallene Lavatunnel entstanden sind. Diese liegen geschützt in einer Art Riff, umgeben von der tosenden Brandung. Hier erschließt sich uns dann auch der Name „Los Tuneles“. Wir gehen für einen kleinen Spaziergang an Land und schauen uns diese besonderem Formationen und Lagunen auch von oben an.
Und wir haben besonders Glück – die Brutzeit ist noch nicht lange vorbei und wir können die niedlichen fluffigen Küken der Blaufußtölpel beobachten. Die blauen Füße bekommen diese übrigens nicht per Geburt sondern durch den Verzehr von Fischen . Dabei werden bestimmte Pigmente aufgenommen die die Füße der Boobies blau färben.
Auf dem Rückweg präsentiert sich uns sogar noch ein Pinguin. Während andere Pinguinarten in der Antarktis leben, sind die Pinguine auf den Galapagosinseln die einzigen, die nördlich des Äquators leben und das auch noch in einem tropischen Klima. Wir schmunzeln über den etwas grimmig wirkenden Gesichtsausdruck und taufen ihn auf den Namen Kowalski. Wer den Film Madagaskar kennt, weiss warum.
Wanderung zum Volcán Sierra Negra
Der Vulkan Sierra Negra liegt am Südostende Isabelas und hat eine Höhe von 1.124 m. Er ist einer der aktivsten Vulkane der Galapagosinseln. Der jüngste Ausbruch war am 26. Juni 2018.
Wir wandern insgesamt 16 Kilometer durch die Vulkanlanschaft und direkt über das riesige Lavafeld. Während der schweißtreibenden Wanderung, geniessen wir wahnsinnig schöne Ausblicke, sowohl über die Kaldera, als auch über Isla Isabela und die scheinbar endlosen und bizarren Vulkanlandschaft. An einigen Stellen meint man fast die Hitze des aktiven Vulkans zu spüren.
Diese Wanderung bleibt uns nicht nur wegen der spektakulären Landschaft in Erinnerung.
Am morgen, als es früh um halb acht los geht, besteigt zuletzt eine Gruppe von fünf Erwachsenen und zwei Mädchen im Teeniealter den Bus. Im Gegensatz zu allen anderen, bisher zugestiegenen Personen, haben sie irgendwie keinerlei Taschen oder Rucksäcke dabei. Gekleidet sind sie mit T-Shirt/Top und kurzen Hosen. Alle sind konsequent in weissen Sneakern unterwegs. Kopfbedeckung? Fehlanzeige. Mmh… vielleicht machen die ja eine andere Tour als die 16 Kilometer lange Vulkanwanderung! Am Eingang der Sierra Nevada angekommen erwartet uns dichter Nebel mit tiefhängenden Wolken und einem konstanten Sprühregen. Sanni und Gerriet also ran an den Rucksack, die gute alte Regenfunktionsjacke und das Käppi rausgeholt und schon fertig für das Abenteuer. Kurze Einweisung vom Guide über den Verlauf der Tour…. beim Satz „It´s about a 10 miles walk“ wird die siebenköpfige Gruppe die, wie sich nun rausstellt Reisende aus Amerika sind, sichtlich nervös. Als der Guide die Frage, ob es sich um einen Scherz seinerseits handle, verneint schauen sich die Erwachsenen etwas ratlos an und wundern sich, an welcher Stelle sie diesen Fakt bei der Buchung der Tour denn übersehen haben. Sie nahmen offensichtlich nur den Teil war, indem der Bus uns zum Eingang des Parks bringt. Kann ja niemand ahnen, dass der Vulkan da nicht direkt um die Ecke ist. Ein Hoch auf den guten alten Aussichtspunkt. Wir wandern also los und binnen kurzer Zeit wird auch das Wetter besser. Die erste Etappe dauert ca. eine halbe Stunde da der Anstieg zwar nicht besonders steil ist aber konsequent bergauf geht.
Dringende Trinkpause! Trinken? Ach so, Wasser… gute Idee. Haben wir leider nicht dabei! Gar nichts? Nein. Sanni erblickt die roten und leidenden Gesichter der beiden Mädchen. Die Köpfe der Väter, schon vor Beginn der Wanderung offensichtlich sonnenbrandgeplagt, scheinen nun regelrecht zu leuchten. Das geht ja so nicht! Also geben wir eine unserer Wasserflaschen ab, der Guide seine Einzige ebenfalls. Beim zweiten Stop nach ungefähr weiteren 20 Minuten war dieser Vorrat nahezu erschöpft. Klar, bei sieben Personen. Wir stoppen am Krater, erhalten interessante Infos über die Entstehung der Kaldera, den letzten Ausbruch des Vulkans. Selfie-Time. Die Sonne brennt mittlerweile wirklich gnadenlos. Derweil färben sich auch die anderen Familienmitglieder der Gruppe langsam aber unaufhörlich rot. Sanni kann nicht anders. Sie versorgt die geplagten mit Sonnencreme. (Anm.: der Redaktion: Sonnencreme ist in Ecuador wirklich unfassbar teuer. Auf Galapagos natürlich noch teurer. Dennoch kaufen wir in SantaCruz eine 150 ml Packung Eucerin Sun 50 + für 29 Dollar.) Egal, kommt alles aufs Karmakonto und wir leiden tatsächlich mit der Gruppe, die sich mittlerweile auch schon echt schämt und tausendmal bedankt. Wenngleich wir natürlich nicht vermeiden können uns über so viel, nennen wir es mal freundlich „Naivität“ zu wundern. Zum Glück gibt es nach ca. 2 Stunden eine Snackpause mit einem Sandwich, Obst und einem Trinkpäckchen Saft. Eins der Teenie-Mädels will diesen nicht trinken, weil sie kein Pfirsich mag. Ihr Bruder nötigt sie aber, peinlich berührt, dazu. Argument, Zucker ist auch gut und hilft.
Danach wandern wir, und wandern, und wandern… „Die Sieben“ schlagen sich gut und scheinen nun glücklicherweise, trotz ihrer Misere, Spaß an der Tour und der wunderbaren Landschaft zu haben.
Nach dem wirklich sehr schweißtreibenden letzten Aufstieg auf dem Rückweg verteilen wir dann an alle noch einmal einen Wasser Refill. Wir sind neben unseren 650 ml Trinkflaschen nämlich noch jeweils mit 1,6 Liter Vorratsflaschen im Rucksack bewaffnet. Als wir diese rausholen, fällt einigen der Truppe echt alles aus dem Gesicht. Tja, Germans halt- Safety first!
Den Rest des Wegs wandern wir gemeinsam und kommen etwas intensiver ins Gespräch. Wie sich herausstellt, sind die beiden Familien gemeinsam im Urlaub und am Abend zuvor mit ner Menge Rotwein versackt. Die Details der Tour haben sie bei der Buchung nicht genannt bekommen, aber auch nicht erfragt. Wobei wir finden, dass der Guide im Bus definitiv schon einen Hinweis hätte geben können.
Am Ende ist zum Glück alles gut gegangen. Insbesondere die beiden Mädels haben sich echt richtig tapfer geschlagen dafür, dass ihre Eltern sie so unvorbereitet auf einen solchen Trip geschleift haben. Die Laune wurde erst richtig schlecht als der Guide irgendwann meinte, dass es jetzt nicht mehr weit ist. Wir verstanden fourteen minutes. Es waren aber forty. Zu allem Übel wartet zurück am Parkplatz auch schon der nächste Transport auf die Sieben. Sie haben nämlich für den Anschluss direkt noch einen Schnorchelausflug gebucht.
Als wir am nächsten Abend einen Strandspaziergang machen, hören wir plötzlich vom Balkon eines sehr sehr stylischen Hauses, direkt am Strand, fröhliche Rufe und sehen wild winkende, rote Arme. Unsere Sieben! Wir werden sofort herzlich eingeladen und geniessen zusammen bei einem Glas Wein den Sonnenuntergang. Wir erfahren, dass der Schnorchelausflug gecancelt wurde. Nix ging mehr. Außerdem, dass die Familien ebenfalls in zwei Tagen die Insel verlassen und Quito auf dem Plan steht. Super, dann nehmen wir ja die selbe Fähre um 5:00 Uhr am Morgen.?! Nein, man ist mit dem Privatflieger unterwegs und hätten wir uns zwei Tage vorher getroffen, hätten sie uns noch Einbuchen können.
Tja, dann bleibt es wohl bei unserer Route: 2 Stunden Boot, 1,5 Stunden Bus, 3 Stunden Aufenthalt am Flughafen, 2 Stunden Flug nach Guayaquil, 1 Stunde Aufenthalt und dann nochmal 50 Minuten Flug nach Quito. Aber so ein Glas (richtig guter) Wein ist ich auch schon was Besonderes für uns Backpacker. Das leisten wir uns nämlich nur ganz selten. Somit kann man sagen, haben wir Wasser in Wein verwandelt.
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