03. Dezember
Bevor es für uns nach dem Lost City Trek weiter in Richtung Tayrona Nationalpark geht, legen wir noch eine zweitägige Pause am Pool unseres Dreamer Hostels ein. Wir pflegen unsere geschunden Körper und die Wäsche „der Hölle“ muss auch intensiv gewaschen werden.
Der Parque Nacional Natural Tayrona gilt den Kolumbianern als einer der schönsten Orte ihres Landes. Er liegt im Osten, nur eine Stunde von Santa Marta entfernt. Nach einer kurzen Überlegung ist für uns klar den Park im Rahmen eines Tagesausflugs zu besuchen. Es gibt auch die Möglichkeit dort zu zelten. Diese erscheint uns, unmittelbar nach unserem jüngsten Ausflug, nicht sehr verlockend. Wir ziehen ein Hostel in der Nähe vom Tayrona um und können von dort mit dem öffentlichen Bus zum Eingang fahren.
Die gängigen Beschreibungen des Tayrona Nationalparks im Netzt sind märchenhaft. Üppiger und dichter Regenwald, in dem es Tukane, Affen, Papageien, Faultiere, Nasenbären und zahlreiche weitere Tiere zu sehen gibt. Bei der Recherche finden wir sofort zahlreiche Bilder von Traumstränden. Das Wasser des rauen karibischen Meers leuchtet türkis. An den Stränden erstreckt sich ein Meer aus Palmen und unberührtem Urwald, dahinter ragen die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada de Santa Marta in die Höhe. Postkartenfeeling pur. Gleichzeitig erfährt man bei genauerem lesen, dass der Park über die Maßen beliebt ist und dementsprechend häufig aus allen Nähten platzt. Der Eingang wird geschlossen, wenn das Tagespensum von 1.700 Menschen erreicht ist. Nach der Hochsaison im Dezember und Januar schließt der Park sogar für einen kompletten Monat "zur Erholung der Natur".
Klingt gar nicht mal so gut.
Wir fahren natürlich trotzdem hin und hoffen darauf, dass wir Glück haben. Am Eingang angekommen, sind wir zunächst eher positiv überrascht. Denn dafür, dass Freitag ist, herrscht hier zwar reger Betrieb, aber wir haben nicht den Eindruck, dass es übervoll ist. Was uns aber direkt wundert, ist die Bekleidung, der überwiegend einheimischen Besucher. Ausgestattet mit weissen Kleidern und Miniröcken, in FlipFlops und mit schicken Strohhüten auf dem Kopf, tragen sie ihre Kühltruhen und Musikboxen in den Park. Wir hingegen sind voll auf Wandern im Dschungel eingestellt und entsprechend gekleidet unterwegs.
Im ersten Teil des Parks laufen wir ausschließlich über Stege aus Holz und diverse Treppen hinauf und hinab. Die Wege sind gut ausgeschildert und nicht besonders anspruchsvoll. Insofern macht das mit den Flip Flops Sinn. Schweißtreibend ist es aber trotzdem, da die Hitze und Luftfeuchtigkeit auch hier hoch sind. Angekommen am ersten Aussichtspunkt werden wir nicht enttäuscht. Der Ausblick auf den Punta Cañaveral ist wirklich super schön und der frische Wind verschafft uns eine erste Abkühlung.
Weiter gehts und zu den Holzwegen gesellen sich nun einige ausgetretene matschige Pfade und einige Felsen, die er zu erklimmen gilt. Überall liegen riesige Haufen leergetrunkener Kokosnüsse der Touris rum. Ist zwar natürlich, wirkt aber trotzdem irgendwie wie Müll. Der Wald wird etwas dichter, von Tieren oder Insekten aber keine Spur. Nein, nicht ganz korrekt. Pferde! Es gibt jede Menge Pferde in diesem Urwald. Auf deren Rücken schaukeln ungeschickt die lauffaulen Touristen herum. Clever. Ersparen sie sich doch so den Weg durch die, von den Hufen der Tiere, umgepflügten und schwer passierbaren Wege. Die bleiben für uns. Und der penetrante Geruch nach Pferde- AA auch.
Anm. der Redaktion: Merkt ihr schon was? Sanni meckert über rumliegende Kokosnüsse. Und sie stört sich sogar am Geruch von Pferdeäpfeln… Als absoluter Pferdenarr?
Die Wanderung wird im weiteren Verlauf dann doch schon etwas anstrengender, bleibt aber eher unspektakulär. Neben uns sind mittlerweile doch recht viele andere Menschen, mit Bier und Musik, zu Fuß unterwegs und so richtig will bei uns keine Abenteurerstimmung aufkommen. Zum Glück kommt bald der nächste Traumstand. Der Playa Arreceifes bietet wunderbare Ausblicke. Kriechpflanzen im sandigen Boden, Kokospalmen, feiner Sand und dazwischen immer wieder wie ausgestreut die glatten grauen Felsbrocken. Wirklich sehr sehr schön. Und hier ist es tatsächlich fast Menschen leer. Das hat auch einen Grund. Die Küste besteht aus vielen Felsenklippen und Steinen, welche einen sehr starken Wellengang und tückische Strömungen verursachen. Deshalb ist Baden hier streng verboten.
Um weiter dem Wanderweg durch den Park zu folgen, passieren wir das erste Zeltcamp in dem übernachtet werden kann. Eine sehr trostlose Angelegenheit wie wir finden und wir sind wirklich sehr froh, dass wir uns nicht für diese Möglichkeit entschieden haben. Auf der weiteren Wanderung müssen wir hier und da mal ein wenig klettern und den ein oder anderen Meeresausläufer durchqueren. Während dies vor wenigen Tagen noch Adrenalin pur und echten Abenteuergeist bei uns hervorgerufen hat, meistern wir diese Herausforderungen heute eher teilnahmslos. Naja, also Sanni eigentlich eher schon genervt:
Boah, ich kann echt jetzt keinen Matsch mehr sehen…und außerdem stinkt es… und es ist hier überhaupt nicht authentisch.
Gerriet- ganz die Waage - hält die Fahnen hoch und versucht die Stimmung aufzuheitern: „Guck mal ist doch voll schön hier! Und vielleicht sehen wir ja gleich noch Affen! Todo es possible!“
Als nächstes passieren wir den ersten Strand an dem geschwommen werden darf. La Piscina - das Schwimmbad. Diese Bezeichnung ist genau richtig. Durch die vorgelagerten Steine brechen die Wellen schon vor dem Strand, das Wasser ruhig wie in einem Schwimmbad. Der Sand ist auch hier wieder traumhaft weiß, das Wasser glasklar. Und es ist schon relativ voll hier. (Das Bild ist vom Rückweg)
Also gehen wir direkt weiter parallel den Strand entlang, durch hohe Palmen vor der Sonne geschützt, zum Hauptstrand Cabo San Juan. Dieser ist das Endziel für uns und die meisten anderen Besucher. Rühmt er sich doch der schönste Strand des Nationalparks zu sein. Und das stimmt. Cabo de San Juan besteht aus zwei Buchten, die wunderschön sind. In der Mitte befindet sich ein Aussichtspunkt auf einem Felsen. Oben im Turm kann man in Hängematten chillen und auch übernachten. Die Aussicht ist ein Traum und so vergessen wir für einen Moment die 1.698 anderen Besucher, die den Strand bevölkern und knipsen einige „Instagram-taugliche Fotos“ auf denen man diese Realität natürlich nicht sieht.
Direkt am Strand gibt es auch ein Zeltcamp das uns spontan an ein Festival Gelände erinnert. Nebenan finden wir ein riesiges Restaurant. Auch dieses ist stark frequentiert. Wir ergattern trotzdem einen Platz und gönnen uns ein überteuertes Mittagessen. Immerhin, die Portionen sind üppig und es schmeckt gut. Sanni bekommt zur Beruhigung der Nörgelei auch noch ein Bier. Dessen positive Wirkung reicht aber nicht mehr für den ganzen Rückweg und so wird an der ein oder anderen Stelle noch ein wenig genörgelt und gezetert über schmerzende Knie, Matsch und überhaupt. Kurz vor dem Ausgang kommt dann aber doch noch etwas Freude auf! Eine Horde frecher Affen kreuzt tatsächlich unseren Weg und turnt munter über unseren Köpfen herum. Leider kommt direkt hinter uns eine Gruppe Frauen, die die Affen dann verbotenerweise mit Nüssen und Obst füttern. Zeit für uns zu gehen.
Zurück im Hostel stellen wir fest, dass die, nennen wir es mal etwas kritische Wahrnehmung des Tayrona Nationalparks wohl hauptsächlich dem schlecht gewählten Zeitpunkt geschuldet ist. Uns steckt tatsächlich noch immer der Lost City Trek in den Knochen. Direkt wieder Wandern zu gehen, war da nicht der beste Plan. Und auch der Vergleich mit dem Regenwald in Teyuna hinkt natürlich. Uns dämmert auch mal wieder wieviel Glück wir bisher auf dieser und auch auf unseren vorherigen Reisen hatten. Nur ganz selten haben wir so hautnah erlebt, welche Auswirkungen der Massentourismus mit sich bringt.
Unter dem Strich ist der Tayrona Nationalpark ein paradiesischer Ort. Dass ein solcher in der heutigen Zeit nicht lange unentdeckt bleibt, lässt sich wohl kaum vermeiden. Und es sind ja vor allem Kolumbianer, die Ihren Park einfach lieben und immer wieder besuchen. Und das gönnen wir Ihnen von ganzem Herzen.
Sanni , bitte nicht nörgeln….hier in Hamburg, 2964836 shades of grey, regennass und trübe, wollte ich nur gesagt haben…..
die Aussicht aif die nächsten 10 Tage..same same.
Ein s
Segen deshalb eure Berichte zu lesen, freu mich riesig jedesmal.
weiter so und take t care !!!🌿🦉🌿