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AutorenbildSanni & Gerri@

So, Bitteschön - San Blas. Jetzt könnt ihr die Hängematte rausholen!

21 bis 24 Dezember

 
Logbuch Dienstag, 21.12.2021

05:30 Uhr

Sanni überlässt das Bett in der Kabine diesmal Gerriet und schläft an Deck, was erstaunlich gut geht. Und so darf sie Zeugin des monumentalen Augenblicks sein: Die Ankunft! Von der Morgendämmerung bereits halb wach, hört sie wie Rudi mehr oder weniger zu sich selbst sagt:

So, Bitteschön. Da sind wir. Angekommen auf San Blas. Jetzt könnt ihr euere Hängematten aufhängen!

Sanni ist sofort hellwach und der Anblick, der sich bietet, ist wirklich wunderschön. Die Alessandra liegt mucksmäuschenstill, umgeben von zahlreichen kleinen palmengesäumten Inselchen, im spiegelglatten Wasser. Wir sind am Ziel.

Zeit den Rest der Truppe zu wecken und direkt in das herrliche Wasser zu springen. Denn richtig geduscht haben wir alle schon länger nicht mehr.

08:00 Uhr

Zurück an Board und dem wohl schönsten Frühstück der gesamten Zeit, wird unsere Idylle leider noch einmal jäh unterbrochen. Rudi muss in seinen Schimpfmodus zurückkehren. Nun ist auf den letzten Drücker auch noch das letzte verbleibende WC, das Kapitäns-WC, kaputt gegangen. Na das kann doch langsam kein Zufall mehr sein. Rudi musste unsere Gruppe währen der Reise leider mehrfach darauf hinweisen, wie man eine Schiffs-Klotür korrekt schließt oder wie man die elektrische Spülung korrekt und vor allem ausreichend lange betätigt. Und Mantraartig wiederholt er mehrfach täglich bitte niemals und auf keinen Fall Papier in die Toilette zu werfen. Doch alles Mahnen scheint vergebens. Das Klo ist hinüber. “Rien ne va Spül.” Rudi ist auf 180 und entscheidet, das es ab sofort kein Klo mehr gibt. Also wenn er es repariert hat. Nee, keiner darf da mehr drauf. Auch die beiden anderen Toiletten will er nicht reparieren. Schluss aus Feierabend. Es gibt das Meer und die Inseln.

11:00 Uhr

Natürlich macht er sich dann daran die Toiletten zu reparieren, was zum finalen (für uns sehr nachvollziehbaren) richtigen Ausflipper führt. Es stellt sich nämlich heraus, dass die Pumpe der Kapitänstoilette von einem Feuchttuch außer Gefecht gesetzt wurde. Ja einem Feuchttuch. Die Pumpe in der Hand, samt darin steckendem Corpus delicti, tobt er über Deck und brüllt in Endlosschleife:

I TOLD YOU: NO PAPER IN THE TOILET!

Wir sind echt genervt. Das gibt es doch ich gar nicht. Wie doooooof können Erwachsene Menschen bitte sein. War natürlich NIEMAND ist klar. Um dieses Sch…Thema abzuschließen; Er hat sein und unser WC wieder hinbekommen, wir durften es benutzen und das Klo war somit für den Rest unserer Tage an Board zum Glück kein Thema mehr. Wobei Sanni noch gesehen hat, dass… nein genug davon!

12:00 Uhr

Wir genießen, nachdem die Wogen geglättet sind, einen wunderschönen ersten Tag im Inselarchipel von San Blas. Wir schwimmen zur nächstgelegen Insel Cayo Holandise und verbringen dort den Nachmittag. Zu uns gesellen sich einige Kuna-Jungs zum Fußball spielen und zwei junge Frauen verkaufen ihre schönen selbstgemachten Perlenkettchen.

Zurück an Board hoffen wir darauf, dass die Kuna, die immer wieder mit ihren keinem Holzbooten unser Schiff ansteuern, auch ein Bierchen im Angebot haben, was laut Rudi meist der Fall ist. Nicht so dieses Mal. Weihnachten steht vor der Tür, die Kuna haben ihr Bier selber getrunken und haben nichts mehr, auch keine Zigaretten. Dafür gibt es Riesenschnecken. Frisch gefangen und vor unseren Augen vom glücklichen Verkäufer zum Verzehr vorbereitet. Wir sind noch etwas skeptisch vertrauen aber auf die Kochkunst von Herman.


19:00 Uhr

Zum Abendessen gibt es dann eine Komposition aus Schnecken und unserem am Vortag gefangenen Thunfisch an Kartoffelpüree. Dazu kratzen wir die allerletzten wenigen Tropfen Rotwein und Bier zusammen und teilen. Ein schöner Abend, der aber irgendwie kürzer ist als sonst. Nun können Rudi und Hermann endlich mal schlafen. Für den nächsten Tag steht ein Barbecue am Strand an und wir bekommen von Rudi noch eine „Bar-Insel“ in Aussicht gestellt.


 
Logbuch Mittwoch, 22.12.2021

Uhrzeiten verschwimmen hier im Paradies. Irgendwann am nächsten Morgen segeln wir gemütlich ein Stück weiter zur nächsten Insel. Hier wollen wir am Mittag bei der dort lebenden Kuna Familie ein Assado machen. Die Gruppe schwimmt und schnorchelt schon mal zum Eiland rüber.

Währenddessen beladen Rudi und Hermann das Dhingi mit Unmengen von Fleisch und machen sich dann auf zur Feuerstelle der Insel. Kaum zu glauben, dass diese Vorräte die ganze Zeit mit uns gesegelt sind. Als wir schön am Strand relaxen, fängt es plötzlich an zu regnen. Erst ein bisschen, dann recht heftig. Unsere Sorge gilt der Allessandra und den offenen Lukenfenstern über unseren Kabinen. Doch unser Kapitän hat mit dem Dhingi schon Kurs auf die Alessandra genommen, um „die Schotten dicht zu machen“. Er rast förmlich über das Meer. Jedenfalls für einige Meter, dann wird er langsamer und langsamer. Der Motor des Dhingís… man ahnt es: Aus! Er fängt an, wie ein Wilder mit dem Paddel zu rudern, kommt damit aber nur mäßig gegen die Strömung voran. Wir beobachten die Szene vom Strand aus. Gerriet schnappt sich geistesgegenwärtig seine Flossen und schwimmt unserem Kapi zur Hilfe. Zu zweit paddeln sie dann beachtlich schnell zum Segelschiff. Als sie ankommen ist der Regen bereits vorüber. Wir freuen uns, als die zwei dann paddelnd wieder zu unserer Gruppe stossen. Dabei bemerken wir das Rudi eine „Art“ Verband, bestehend aus was auch immer (Klopapier?) am Finger trägt. Auf die Frage, ob er sich verletzt habe, bekommen wir die Antwort, dass er beim Versuch den Motor vom Dhingi zu starten von einem Baracuda gebissen wurde… Ist natürlich Seemannsgarn. Er hat sich beim Krautsalat raspeln die Fingerkuppe abgehobelt.


Wir essen. Mal wieder. Sehr viel! Es gibt einen mit Käse gefüllten Kürbis, drei verschiedene Fleischarten direkt aus dem Feuer und Krautsalat. Ein Fest. Nur Bier gibt es hier nicht. Unser Gelage wird aus der Ferne von „Oma & Opa Kuna“ beobachtet. Zum Jahreswechsel gibt es den Brauch, verstorbene Vorfahren als Puppe wieder auferstehen zu lassen, um diese dann zu Neujahr zu verbrennen. Mit verbrannt werden auch Lebensmittel, da darf das Bier natürlich nicht fehlen. Da es hier aber nicht nur für uns ein Luxusgut ist und die Liebe zum Brauch scheinbar nicht allzugroß ist, wird lediglich eine leere Bierflasche genommen.

Wie gut, dass wir am frühen Abend nach der Rückkehr auf´s Boot die vermeintliche „Bar-Insel“ ansteuern. Voller Vorfreude brezeln die Mädels sich am Abend auf. So richtig mit Haare kämmen und Wimperntusche. Und dann setzten wir, verteilt auf zwei Touren, zur Insel über, die nur aus Sand, ein paar Palmen und der Bar auf einem Holzsteg besteht. Wir sind quasi die einzigen Gäste und entern den Platz. Und tatsächlich, hier gibt‘s alles! Neben diversen sechserträgern Bier, werden einige Flachen Rum und Cola gebunkert. Es gibt kein Halten mehr! Wir tanzen, singen und freuen uns, als gäbe es kein Morgen mehr. Man kann meinen, wir haben seit Monaten keine Zivilisation gesehen. Dabei waren es doch nur 5 Tage. Rudi ist auch richtig happy und als wir seine Frage danach, wie es uns denn nun gefalle mit einem einfachen “Amazing“ beantworten wiederspricht er heftig und unser neuer Schlachtruf ist geboren:

It´s Fucking Amazing!

 
Logbuch Donnerstag, 23.12.2021

Nur noch ein Tag bis Weihnachten und wir sind immer noch mittendrin, in diesem surrealen Paradies. Unser letzter Tag bricht an. Diesen geniessen wir an Board, schwimmend und schnorchelnd. Einige schwimmen noch mal zur Bar-Insel zurück. Ist ja der letzte Tag, das muss gefeiert werden.

Für Rudi ist es Zeit unsere „Immigration“ in Panama zu organisieren. Dazu begibt er sich mit samt unseren Pässen auf ein Kuna-Taxi-Boot, um auf die ungefähr 45 Minuten entfernte „Einreise-Insel“ zu fahren. Die Kuna verwalten neben den San Blas Inseln auch die Dschungelstrasse von San Blas nach Panama-City. Diese liegt am Ende des berühmt berüchtigten Darian. Der äußerst gefährlichen und sagenumwobenen Drogenschmuggelroute. Auf 100 km sind hier Kolumbien und Panama auf dem Landweg verbunden. Allerdings für normale Reisende unpassierbar. Wer auf der Panamericana unterwegs ist, muss hier auf`s Schiff umsteigen. Zu gefährlich. Und so hat das Kartell auch auf dieser Strasse durchaus Einfluss. Zu gewissen Zeiten wird diese einfach mal von den Kuna gesperrt. Die Bezahlung dafür, dass dort Ruhe herrscht soll vom Kartell sehr gut sein.

Als Rudi nach gut drei Stunden mit unseren gestempelten Pässen zurück an Board ist, erfahren wir, dass die Strasse bis vor zwei Tagen komplett gesperrt war. Wir haben also Glück. Wir können einreisen und die Strasse nutzen. Die Alternative würde weitere 8 Stunden Segeln bedeuten, anstatt 2 Stunden Autofahrt. Und so können wir nun unseren letzten Tag und Abend in dieser Postkarten-Kulisse geniessen. Zum Abschluss schwimmen Abends noch mehrere Adlerrochen um unser Boot herum. Uns persönlich wollte bei der Immigration übrigens niemand sehen.

Oh wie schön ist Panama.

 
Logbuch Heiligmorgen, 24.12.2021

Sehr früh am Morgen ist es soweit. Wir müssen die Alessandra verlassen. Es liegen sechs unfassbar schöne und unglaublich intensive Tage hinter uns. Dieser Segeltörn hat unsere Erwartungen in jeder Hinsicht übertroffen. Obwohl sich alle auf diesen besonderen Heiligabend freuen, will gefühlt keiner von uns so richtig gehen.

Wir werden von den Kuna mit einem Speedboot ans Festland gebracht, von wo uns das Shuttle-Taxis über die Jungle-Road nach Panama City fährt. Dort ist es Zeit Abschied von der Gruppe zu nehmen, die sich in verschiedene Richtungen im Land verstreut. Aber so viel sei verraten, einige sehen wir noch mal wieder. Pünktlich um 19:00 Uhr sitzen wir am Heiligabend am Strand in Punta Charme und essen Pizza.

Feliz Navidad!

Nachtrag: Rudi hat es tatsächlich geschafft, den Motor mit Ersatzteilen aus Panama zu reparieren, so dass die Alessandra wie geplant am 29.12.2021 die Heimfahrt nach Kolumbien antreten konnte!

 

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